Alles im Container? Der Trend in der Softwareentwicklung – Experteninterview

Egal wo Entwickler ihre Software „bauen“, durch den Einsatz von Containern läuft sie überall – in IT-Abteilungen, Laptops oder der Cloud. Software lässt sich über unterschiedliche Plattformen und Infrastrukturen hinweg bewegen, ohne an diese angepasst zu werden. Ihre Vorteile – Skalierbarkeit, Portabilität, Hochverfügbarkeit – machen Containertechnik zu dem Instrument für die moderne Applikationsentwicklung. Welche Vorteile sie noch hat, für welche Anwendungen Container besonders geeignet sind und was die Zukunft bringt, erklärt Julian Hansert, Mitgründer der ContainerDays, im Interview.

Was verändert sich in der Softwareentwicklung bzw. -Anwendung durch den Einsatz von Containern? Wo liegen ihre Vorteile?

Container-Technologien verändern unser Verständnis wie wir Software konzipieren und entwickeln grundlegend. Traditionell sind Anwendungen monolithische Gebilde mit unzähligen Zeilen von Code. Diese Struktur ist jedoch sehr träge und nur schwer skalierbar, so dass Unternehmen stets große Mengen an Serverleistung vorhalten mussten, um Auslastungsspitzen zu meistern.

Mit Containern können wir Anwendungen jetzt in isolierte Einzelteile runterbrechen und diese dezentral organisieren, so dass beispielsweise Teile einer Anwendung in der Cloud und andere Teile im lokalen Datenzentrum laufen. Durch die Isolierung können wir die verschiedenen Funktionen einer Anwendung unabhängig voneinander entwickeln und dadurch den Entwicklungszyklus massiv verkürzen. CI/CD und Micro Services sind hier das Stichwort. Zum anderen kann ich durch verteilte Anwendungen immer genau die Serverleistung abrufen, die ich zu einem gegebenen Zeitpunkt brauche – und so meine Infrastruktur wesentlich schlanker aufstellen als in der Vergangenheit. Containerisierte Anwendungen sind traditionellen Anwendungen in puncto Flexibilität, Geschwindigkeit und Skalierbarkeit massiv überlegen.

Welche Skills sollten ITler für den professionellen Einsatz von Containern haben und wie sehen die ersten Schritte aus, wenn jemand noch nicht viel Erfahrung damit hat?

Für mich ist das in erster Linie keine Frage des richtigen Skill-Sets, sondern eines radikalen Umdenkens, das stattfinden muss. ITler müssen bereit sein, althergebrachte und vertraute Prozesse, Methoden und Ansätze zu hinterfragen und völlig neu zu strukturieren.

Als erster Schritt bietet sich an, in einem begrenzten Bereich des Testings oder der Entwicklung mit Container-Technologien wie Docker und Kubernetes zu experimentieren. Von da kann man die Anwendungsgebiete dann sukzessive ausweiten und sich auch an den Live-Betrieb wagen. Wichtig ist auch, sich innerhalb der Community über Used Cases und Best Practices auszutauschen. Je mehr wir voneinander lernen, desto schneller kommen Container-Technologien in den Unternehmen an.   

Für welche Anwendungsbereiche ist die Containertechnik besonders geeignet?

Im Prinzip für alle, in denen Flexibilität, Skalierbarkeit und Geschwindigkeit gefragt ist. Und das ist in unserer Wirtschaft, die sich immer stärker digitalisiert, für nahezu alle Branchen der Fall. Vorreiter im Bereich Container waren große datenintensive Unternehmen wie Google und eCommerce-Plattformen wie Amazon, aber inzwischen gibt es unter den DAX30- und MDAX-Unternehmen kaum noch eines, das nicht mit Containern experimentiert.  

Wohin geht der Trend, was ist in diesem Bereich in Zukunft noch möglich?

Der große Trend der vergangenen zwölf Monate ist definitiv der Einsatz von Kubernetes. Mit Kubernetes hat die Open Source-Community ein großartiges Instrument geschaffen, um Container-Cluster aufzusetzen und zu managen. Ich gehe davon aus, dass Kubernetes sich immer stärker als Industrie-Standard etabliert und sich Container dadurch in der Breite durchsetzen.

Außerdem bildet sich gerade ein Container-Ökosystem mit vielen neuen Produkten und Dienstleistungen. Mittelfristig werden wir hier ein symbiotisches Angebot aus Open Source- und kommerziellen Produkten sehen, das Unternehmen ermöglicht, ein Container-Tooling zusammenzustellen, das auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten ist.

ContainerDays am 20. und 21. Juni 2017 in Hamburg

Was erwartet die Besucher?

Kurz: zwei Tage absoluter Container-Wahnsinn. Wir haben ein großartiges Line-up an Sprechern und alle Branchengrößen wie beispielsweise Red Hat, Google, Amazon und Mesosphere mit an Bord. Insgesamt stehen über 30 spannende Talks und Workshops für Container-Enthusiasten und alle, die es werden wollen, auf dem Programm.  Dazu bieten wir das typische ContainerDays-Flair mit Foodtrucks, Coffee Bikes und großzügigen Chillout-Areas. Schließlich steht bei uns auch der Spaß am Netzwerken und am Austausch mit der Community im Mittelpunkt. Wer am 20. und 21. Juni noch nichts vorhat, sollte sich auf jeden Fall auf den Weg nach Hamburg machen.

Mehr Infos und Tickets gibt es hier.

Wir von exali.de sind mit der Kamera dabei und werden für Sie weitere Experten zum Thema Container vor die Linse holen!

Über den Interviewpartner:

Julian Hansert ist Mitgründer der ContainerDays und des Hamburger Startups Loodse. Dabei treibt ihn ein Ziel. Er möchte Entwicklern ermöglichen, sich auf den eigentlichen Kern ihrer Arbeit zu konzentrieren: nämlich unsere digitale Zukunft zu gestalten. Loodses Kubermatic Container Engine hält alles bereit, was Unternehmen benötigen, um containerisierte Anwendungen in der Produktion einzusetzen. Zudem ist Loodse offizieller Google Cloud Platform Trainingspartner für Deutschland und berät Unternehmen beim Einsatz von Container-Technologien wie Docker und Kubernetes.

 

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© Ines Rietzler – exali AG