Star-Architekt macht jedes Bauwerk zum Desaster

Seine architektonischen Kunstwerke sind weltbekannt: Charakteristisch geschwungene Bauten, weiß gekachelte Dächer und modernes Design verhalfen Santiago Calatrava dazu, eine Koryphäe auf seinem Gebiet zu werden. Kaum ein europäisches Land hat sein Stadtbild noch nicht durch einen Calatrava-Bau aufpoliert. Denn die Gebäude und Brücken sehen nicht nur schön aus, sondern sind auch ein Touristenmagnet. Doch an den schönen Konstruktionen klebt ein Fluch, den der Star-Architekt einfach nicht los wird…

Arbeit: mangelhaft! Folge: Schadenersatzzahlung über drei Millionen Euro!

Vom Ehrenbürger zur Persona non grata: In seiner Heimatstadt Valencia ist der Architekt Santiago Calatrava erst hoch geflogen und dann sehr tief gefallen. Der Grund dafür liegt nicht auf der Hand, denn Calatravas Werke sind weiterhin beliebt, über ein leeres Auftragsbuch kann er sich auch nicht beschweren. Doch der schöne Schein der geschwungenen Baufassaden trügt: Bislang sprengte jede Konstruktion den Bauetat – jedes Werk weist ein Sammelsurium an groben Baumängeln auf. Im Februar 2014 wurde Calatrava wegen mangelhafter Arbeiten vom Landgericht Oviedo in Nordspanien zu Schadenersatzzahlungen in Höhe von rund drei Millionen Euro verurteilt. Und das nicht ohne Grund…

Krasse Baukostenüberschreitung: Statt Reue gibt es Star-Allüren

2005 wurde unter großem Applaus das Palau de les Arts eingeweiht. Das gigantische Opernhaus ist das Herzstück im neuen kulturellen und architektonischen Gebäudekomplex Ciutat de les Arts i les Ciències in Valencia. Schon hier bröckelte der gute Ruf des zuständigen Architekten Calatrava: 1,3 Milliarden Euro ließ sich die Stadt ihr neues Wahrzeichen kosten. Eingeplant war allerdings nur ein Drittel der letztendlichen Summe. Dass Baukosten oftmals das eigentliche Budget überschreiten, ist in der Architekturwelt ein bekanntes Dilemma, doch Cervantes macht das Thema zur self-fulfilling prophecy.

Er lässt Klauseln, die Mehrkosten am Bau beschränken, schon im Voraus aus dem Bauvertrag streichen. Die Begründung: Solche Klauseln würden den Star-Architekten in seiner künstlerischen Freiheit einschränken. Außerdem habe sein Büro keine Zeit, sich mit Ausführungsplanungen zu beschäftigen, um so etwaige Mehrkosten einplanen zu können. Eine extravagante Art, die sich normale Architekten sicher nicht leisten können, wenn sie weiterhin Aufträge erhalten wollen.

In den USA blieben seine Allüren allerdings nicht ungesühnt: Am Ground Zero sollte im März 2016 eine Halle eröffnet werden, die als Landmarke entworfen wurde und im Zentrum der World Trade Center PATH-Station stehen sollte. Doch dank einer Kostenexplosion von zwei auf letztendlich fast vier Millionen Dollar und einer langjährigen Verzögerung bei der öffentlichen Übergabe fiel der Architekt in Ungnade. Seitdem werden ihm zumindest dort keine Aufträge mehr zugesprochen.

Rutschen, Regen, riesen Ärger – Jeder Bau ist eine Katastrophe

Nicht nur beim Bauetat kommt es zu groben Überschreitungen – auch die Qualität der Bauwerke ist grenzwertig. Der Souterrain des groß gefeierten Palau de les Arts steht nach einem Herbstregen unter Wasser. Schuld sei der angrenzende Park, durch den Regenwasser in den Bau sickert, argumentieren Calatravas Anwälte. Die Stadt glaubt eher an einen Konstruktionsfehler, den sich der Architekt zuschreiben muss. Die Sanierungskosten liegen bei 15 Millionen Euro – eine ohnehin schon stolze Summe, die in Kombination mit den um ein dreifaches überschrittenen Baukosten aber zur Farce wird. Gratis dazu gab es allerdings abgeplatzte Kacheln, die nicht mehr auf der geschwungenen Dachkonstruktion halten wollten. Doch damit hat die Stadt es noch nicht hinter sich: Architekt Calatrava wurde mit dem Bau eines neuen Wissenschaftsmuseum beauftragt und vergaß prompt den Einbau von Toiletten.

Auch in Bilbao hatte der Architekt kein Glück: Das Dach des neuen Flughafengebäudes ist undicht und auf der Brückenkonstruktion rutschen die Fußgänger beim Überqueren aus. Ähnlich rutschig sind auch die Brücken in Venedig, Murcia, Sevilla und Barcelona. Bei dieser hohen Quote kann von einem Zufall keine Rede mehr sein: Wie ein fieser Kaugummi klebt das Pech an den Schuhen des Star-Architekten. Bald wird sich der Architekt mit dem Bau eines Turms in Dubai beschäftigen, der den Burj Khalifa überragen und damit das höchste Bauwerk der Welt werden soll. Hoffentlich geht dann alles glatt…

Egal ob Star oder Business-Anfänger – Fehler am Bau werden für jeden teuer!

Auch ohne Starallüren können architektonische Fehltritte zum Business-Killer werden. Vor allem bei extravaganten und komplizierten Bauten sind Planungsfehler nur schwer zu vermeiden, widrige Umstände tun dann ihr Übriges. Trotz allem ist letztendlich der Architekt derjenige, der seinen Geldbeutel zücken muss, wenn es um Schadenersatzforderungen aufgrund von Planungsfehlern oder Baumängeln geht. Wer hier nicht das Risiko eines beruflichen Fiaskos eingehen will, sollte sich gut absichern.

Mit der Berufshaftpflichtversicherung für Architekten und Bauingenieure über exali.de schützen sich Architekten zeitgemäß bei Schäden durch fehlerhafte Beratung, Fehler in der Bauplanung oder bei Baumängeln. Neben den herkömmlichen Risiken eines Architekten sind über exali.de auch aktuelle Risiken durch die Digitalisierung der Arbeitswelt, wie der Einsatz von Drohnen oder Daten- und Cyber-Eigenschäden, versicherbar.
 

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© Vanessa Materla – exali AG