Freelancer-Kompass 2021: So entwickelt sich das freiberufliche Arbeiten

Die Corona-Pandemie hat viele Freelancer:innen schwer getroffen. Nach den Ausgangsbeschränkungen, Schließungen und über einem Jahr unsicherer Auftragslage, finanzieller Engpässe und Existenzangst stellt sich die Frage: Wie geht es nun weiter? Um dieser Thematik auf den Grund zu gehen, gibt freelancermap – ein Marktplatz, der Unternehmen und Selbständige zusammenbringt - den Freelancer-Kompass heraus. Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse daraus hier für Sie zusammengefasst.

Wohin geht die Reise mit und nach der Pandemie?

Die vergangenen anderthalb Jahre hielten für Freiberufler:innen viel Nervenaufreibendes bereit. Das eigene Business durch die Corona-Pandemie zu bringen, forderte Mut, Arbeitswillen und Kreativität – drei Eigenschaften, die Freelancer:innen glücklicherweise bereits von Natur aus auszeichnen. Tatsächlich blicken Selbständige dem kommenden Jahr optimistisch entgegen, obwohl sich die finanzielle Situation weiterhin auf dem Vorjahreslevel eingependelt hat.

Der Freelancer-Kompass 2021 trägt daher aus gegebenem Anlass Erkenntnisse zu wichtigen Themen zusammen, die Selbständige umtreiben und liefert Hintergründe sowie Entwicklungen zur freiberuflichen Arbeit – auch im Hinblick auf Pandemie und Politik. Konkret beleuchtet die Studie die Bereiche:

Die Projektmarktstudie zählt dabei mit 1.545 Befragten zu einer der größten im deutschsprachigen Raum. Die Datenerhebung fand zwischen dem 6. Mai 2021 und dem 31. Juli 2021 statt.

Finanzen: Pandemiebedingte Stagnation

Der durchschnittliche Stundensatz für Freiberufler:innen bewegt sich seit drei Jahren auf einem ganz ähnlichen Level -  von 93,89 Euro 2019 bis zu 94,31 Euro 2021. Großen Einfluss nahm hier natürlich auch die Pandemie, die auch bei potenziellen Auftraggebern und Auftraggeberinnen für finanzielle Engpässe sorgte.

Vereinfacht lässt sich also sagen, dass Freelancer:innen um die 94 Euro pro Stunde verdienen. Der genaue Betrag hängt jedoch von vielen unterschiedlichen Faktoren ab.

Sowohl das Geschlecht als auch Arbeitsort, Ausrichtung und Bildung nehmen also großen Einfluss auf das Einkommen als Freelancer:in. Doch um erst einmal gut in die Selbständigkeit starten zu können, empfehlen erfahrene Freiberufler:innen außerdem 15.000 Euro Startkapital, um mit dem eigenen Business zu beginnen. Die Diskrepanz zur Realität ist hier jedoch frappierend, denn im Schnitt haben Selbständige lediglich 8.000 Euro zur Verfügung, um ihre Existenz aufzubauen.

Zufriedenheit trotz finanzieller Einbußen

Sowohl Umsatz als auch Gewinn sind im Gegensatz zu den letzten Jahren gesunken. 28 Prozent der Befragten gaben an, im letzten Jahr einen Bruttoumsatz von weniger als 50.000 Euro erwirtschaftet zu haben – damit vergrößert sich diese Gruppe um acht Prozent. Der Anteil der Studienteilnehmer:innen mit einem Umsatz, der 175.000 Euro überschreitet, ist dagegen von 19 Prozent auf 16 Prozent gesunken.

Beim Bruttogewinn mussten Selbständige ebenfalls in nahezu allen befragten Gruppen Verluste verzeichnen. Einzig der Anteil mit einem Gewinn von weniger als 25.000 Euro hat sich auf 31 Prozent erhöht. Insgesamt leidet mit 56 Prozent mehr als die Hälfte der Befragten seit Beginn der Pandemie unter Umsatzeinbußen.

 

Im Schnitt erzielten Freelancer:innen im Monat 5.967 Euro aus Projektarbeiten – 69 Prozent sind mit diesem Auskommen auch vollkommen zufrieden. Besonders glücklich sind Freiberufler:innen im technischen Bereich mit ihrem Verdienst. Schlusslicht auch hier: Die Medien. In diesem Sektor zeigen sich gerade einmal 48 Prozent mit ihrem Einkommen zufrieden.

Selbständigkeit – wieso, weshalb, warum?

Selbständigkeit bietet viele Vorteile: Freie Zeiteinteilung, spannende Projekte oder eine neue Herausforderung. Die größte Motivation mit 80 Prozent bildet jedoch die Möglichkeit, endlich die/der eigene Chef:in und möglichst unabhängig zu sein. 73 Prozent der Befragten sehen diese Unabhängigkeit zusätzlich als größten Vorteil im bereits laufenden Business. Auf Platz 2 liegen bessere Verdienstmöglichkeiten.

Im Schnitt verfügen Freelancer:innen über 13 Jahre Berufserfahrung, bevor sie ihr eigenes Business starten. Dabei sind sie rund 36 Jahre alt und haben zu 72 Prozent direkt den Sprung in die Selbständigkeit gewagt, also ohne im Vorfeld nebenberuflich zu arbeiten. Dabei räumen sich die Befragten im Schnitt 25 Tage Urlaub im Jahr ein, um sich von ihrer rund 46-stündigen Arbeitswoche zu erholen. Insgesamt setzen sie auf diese Weise rund acht Projekte im Jahr um.

Zum Zeitpunkt der Befragung waren die Studienteilnehmer:innen etwa elf Jahre freiberuflich tätig. Doch auch mit wachsender Erfahrung bleiben gewisse Herausforderungen bestehen.

Das macht erfolgreiche Freelancer:innen aus

Will man Ratgebern und Coaches Glauben schenken, benötigen Selbständige ein ganzes Set an Eigenschaften, um beruflich erfolgreich zu sein. Die Betroffenen selbst halten drei ganz bestimmte Skills für essentiell.

Um das eigene Business zum Erfolg zu führen, ist es nicht nur wichtig, bestimmte Eigenschaften zu kultivieren, sondern es gilt außerdem, ganz konkrete Fehler zu vermeiden. 57 Prozent beziffern als häufigsten Fehler einen zu niedrigen Stundensatz, direkt dahinter folgt die Vernachlässigung der Neukundenakquise. Hier ist bemerkenswert, dass rund die Hälfte der Befragten für dieses Vorhaben Projektplattformen nutzt oder auf persönliche Netzwerke zurückgreift. In Sachen (Selbst)Marketing beziehungsweise Auftragsakquise sind außerdem Businessnetzwerke wie Xing und LinkedIn bei 81 Prozent besonders beliebt. 73 Prozent greifen zusätzlich gern auf branchenspezifische Netzwerke wie Gulp oder freelancermap zurück.

Auf der Suche nach dem idealen Projekt legen 74 Prozent der Freiberufler:innen vor allem Wert darauf, dass es möglichst gut zu den eigenen Fähigkeiten passt – idealerweise in Kombination mit dem angepeilten Stundensatz (61 Prozent) und der Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten (52 Prozent).

Demografie – wer arbeitet selbständig?

Beim Männer- beziehungsweise Frauenanteil unter den Selbständigen zeigten sich im Laufe der letzten Jahre leichte Verschiebungen. Die Frauen erhöhen ihren Anteil um drei Punkte auf 15 Prozent, während der Part der Männer im gleichen Maß von 88 auf 85 Prozent sinkt.

Beim Arbeitsort ergibt sich dagegen eine eindeutige Konzentration im deutschen Raum. Insgesamt leben 89 Prozent aller Befragten in Deutschland, 22 Prozent haben ihren Wohnsitz im Bundesland Bayern. Auch beim Thema Bildung zeichnet die Befragung ein eindeutiges Bild. 43 Prozent der Studienteilnehmer:innen verfügen über einen Universitätsabschluss, viele von ihnen – immerhin 33 Prozent – tummeln sich im Bereich Beratung und Management, dicht gefolgt von den Bereichen Entwicklung, Tech und Data mit 30 Prozent.

 

Tatsächlich waren 17 Prozent der aktuellen oder letzten Projekte der Befragten im IT-Bereich angesiedelt. Dabei bekleidet jede/r Zweite die Position eines/r Entwicklerin oder Entwicklers oder Beraterin beziehungsweise eines Beraters. Bei der Befragung zeichnete sich zudem ab, dass mehr als ein Drittel der Freiberufler:innen zuletzt in Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen beschäftigt war.

Schuften bis ins hohe Alter?

Wer selbständig arbeitet, ist auch selbst dafür verantwortlich, Rücklagen zu bilden, die ihn oder sie durch den Lebensabend tragen. Erstaunlicherweise vertrauen 56 Prozent der Befragten dabei vorrangig noch immer auf die Rentenversicherung. Weitere Formen der Altersvorsorge sind außerdem Immobilien und Wertpapiere.

Ausblick – wie schätzen Freelancer:innen ihre Zukunft ein?

Ausgangsbeschränkungen und Umsatzeinbußen zum Trotz blicken Freelancer:innen im deutschsprachigen Raum überwiegend optimistisch in die Zukunft. Mit 54 Prozent bewertet mehr als die Hälfte die Auftragslage als gut bis sehr gut, 52 Prozent erwarten, dass sich ihre Prognose sogar noch verbessert. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass 91 Prozent der Befragten ihrer freiberuflichen Arbeit weiterhin nachgehen wollen und sich 89 Prozent von ihnen auch wieder selbständig machen würden, stünden sie erneut vor der Wahl.

Bei den politischen Rahmenbedingungen herrscht ebenfalls Einigkeit. 70 Prozent sind mit der Politik im Bereich Selbständigkeit nicht glücklich. Besonders die Scheinselbständigkeit ist 61 Prozent der Freiberufler:innen ein Dorn im Auge – sie würden das Thema am liebsten komplett abschaffen. 64 Prozent wünschen sich zudem eine Reduzierung des bürokratischen Aufwands. Die Unterstützung durch den Staat fällt bei 48 Prozent der Befragten ohnehin gleich vollständig durch.

Tipp:

Einen Überblick zu den aktuellen Entwicklungen in Bezug auf das Thema Scheinselbständigkeit finden Sie in folgendem Artikel: Scheinselbständigkeit: Deutscher Bundestag beschließt Änderungen zum Januar 2022

Die Pandemie als Digitalisierungstreiber

Im gleichen Maße wie die Corona-Pandemie ein wenig abgeklungen ist, zeigen sich 71 Prozent der Studienteilnehmer:innen zuversichtlich, was ihre Existenz anbelangt. 43 Prozent bewerten ihre wirtschaftliche Lage als gut. Anstatt durch Einschränkungen im Business sehen sie sich zu 46 Prozent vor allem im Bereich Freizeit und Freunde belastet. Corona beeinflusst Projekte lediglich dahingehend, dass viele Arbeiten nun remote ausgeführt werden (52 Prozent). Darin bestand für die Befragten gleichzeitig auch eine der wichtigsten Maßnahmen, um die Auswirkungen der Pandemie abzumildern. 37 Prozent der Freelancer:innen suchten nach Remote-Projekten. Lediglich 18 Prozent nahmen staatliche Hilfe in Anspruch.

Zusätzlich nutzten viele Freiberufler:innen diese spezielle Zeit der Pandemie zu Weiterbildungszwecken. Besonders beliebt sind dafür mit 61 Prozent E-Learning-Kurse. Direkt dahinter liegt die klassische Fachliteratur mit 51 Prozent.

Zukunftsfähige Absicherung

Auch wenn Freiberufler:innen nach anderthalb Jahren Pandemie wieder zuversichtlich in die Zukunft blicken, hält die Arbeit als Freelancer:in weiterhin Risiken bereit. Ob Programmierfehler, Urheberrechtsverletzung oder schlicht ein Zahlendreher: Die Möglichkeiten eines folgenschweren Versäumnisses sind in jeder Branche zahlreich.  Mit einer Berufshaftpflichtversicherung über exali steht und fällt Ihr Business nicht länger aufgrund von Abmahnungen oder Schadenersatzansprüchen. Der Versicherer prüft die Ansprüche Dritter, begleicht berechtigte Forderungen und lehnt haltlose Ansprüche ab, sodass Sie sich in Ruhe Ihrem Kerngeschäft widmen können.

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