Warum Wikipedia nicht gegen Fotolizenz-Abzocker vorgehen will…

Faustregel für alle Schüler, Studenten und Wissenschaftler: Niemals aus Wikipedia zitieren! Der Grund dafür ist klar: Jeder kann Artikel einstellen oder vorhandene nach seinen Vorstellungen überarbeiten. Die Artikel-Bilder können Nutzer jedoch ohne Vorsicht verwenden? Falsch gedacht! Eine neue Abmahn-Welle macht die Runde! Der Auslöser: Mangelhafte Lizenz- und Namensnennung! Die Sachlage: Kompliziert, ungenau – und im schlimmsten Fall auch sehr teuer!

Freie Enzyklopädie heißt nicht gleich free Content!

Seinen Ursprung hatte die Problematik bereits vor sieben Jahren. Zu dieser Zeit fingen selbsternannte Fotografen an, für angeblich geschuldete Lizenzgebühren auf Fotos, die sie auf Wikipedia (und damit zur kostenfreien Nutzung) eingestellt hatten, einzutreiben. Die vermeintlichen Foto-Diebe nutzen die Wikipedia-Bilder auf ihren eigenen Homepages, ohne den Namen des Fotografen zu nennen oder die Lizenz zu beachten. Wohl mit dem Hintergedanken, dass in der „freien Enzyklopädie“ auch die Inhalte frei zur Verfügung stehen…

Schuld an diesem unbedachten Content-Klau sind unter anderem auch die miss- und unverständlichen Lizenzbedingungen von Wikipedia. Die meistgenutzte Lizenz „CC-BY-SA-3.0“ sagt aus, dass das Bild unter der Bedingung der Namensnennung weiter verwendet werden darf und der Urheber das Foto kostenfrei zur Verfügung stellt. Unter welcher Lizenz das Bild steht, ist nur durch Klick auf das Bild erkennbar, woraufhin sich eine Beta-Datei mit den Rechten und Pflichten für Nutzern öffnet. Nutzerfreundlich geht anders und genau da sehen Abmahn-Abzocker die Chance auf großes Geld!

Abgemahnt und abgewatscht – Die Masche der Abzock-Fotografen!

Vermeintlich professionelle Fotografen nutzen diesen Lizenz-Wirrwarr und verschicken ohne Vorwarnung Forderungsschreiben an Nutzer, die den Urhebernamen oder die Creative-Commons-Lizenz nicht richtig angeben. Dabei behaupten die Fotografen, ihnen ständen angeblich juristisch durchsetzbare Schadenersatzforderungen zu und verweisen auf Honorarempfehlungen (MFM-Tabelle). Auf diese Tabelle dürfen nur professionelle Fotografen zugreifen – die meisten Abmahn-„Fotografen“ führen jedoch ganz andere Berufe aus. So sind die berühmtesten „Fotografen“ eigentlich Beamte oder Angestellte bei der Bundesagentur für Arbeit…

Einige Fotografen zogen vor Gericht um ihren Schadenersatz einzutreiben: Überzogene 7.500 Euro für zwei vergessenen Urheberrechtsangaben verlangte beispielsweise einer der Fotografen. Die Richter erkannten das hinterhältige Geschäftsmodell: Wer seine Werke grundsätzlich unter einer kostenfreien CC-Lizenz weitergibt, kann im Nachhinein keinen Gewinn mehr einstreichen.

Wikipedia schiebt den Abmahn-Ganoven aber keinen Riegel vor!

Auch die deutschsprachige Wikipedia wollte Klarheit im Kommerz-Kuddelmuddel schaffen: Per Abstimmung hatte die Wikipedia-Community dazu aufgerufen, die bisherige – etwas verwirrende – Regelung zu ändern: Die Nutzer stimmten darüber ab, ob der bisherige Status quo geändert und in Zukunft Bilder von Fotografen, die ohne Warnung kostenpflichtig abmahnen, aus Wikipedia entfernt werden.

Eine verschwindend geringe Mehrzahl von 51.9% zu 48.1% lehnte diesen Vorschlag zur Bild-Regelung ab. Als Begründung gab die Community an, dass sie zwar das Anliegen als berechtigt empfinden, die Umsetzung jedoch mangelhaft sei. Eher sollten Lizenzen, die Spielraum zur mehrfachen Auslegung bieten, gar nicht erst nutzbar sein. Außerdem wurde die Forderung nach einer allgemeinen Regelung laut, wie mit der Namensnennung der Fotografen zu verfahren sei.

Ärger mit Lizenzen? Versichern, statt versauern!

Ob und wie sich zukünftig der Umgang mit Namens- und Lizenzrechten der Wikipedia-Fotografen gestaltet steht noch in den Enzyklopädie-Sternen. Klar ist in jedem Fall: Bei der Bildverwendung auf Wikipedia ist allerhöchste Vorsicht geboten! Faustregel zur Bildbenutzung: Niemals Lizenzbestimmungen aus dem Blick lassen! Eine Namensnennung zu viel schadet nicht; ein vergessener Name dagegen kann ein teures Ende haben.

Um sich im unübersichtlich Feld von Lizenz- und Nutzungsrechten nicht in einem teuren Rechtsstreit zu versticken, schützen die Berufshaftpflichtversicherungen über exali.de bei Schadenersatzansprüchen Dritter aufgrund einer Urheberrechtsverletzung. Darüber hinaus schützt der integrierte Passive Rechtschutz vor unberechtigten Forderungen, wie im Beispiel der Wikipedia-Fotografen. Hier übernimmt die Berufshaftpflichtversicherung – ähnlich wie eine Rechtschutzversicherung – die Kosten für die Abwehr der unberechtigten oder überzogenen Schadenersatzforderung.

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© Vanessa Materla – exali AG