Wie sichern sich Medienschaffende richtig ab? – Experteninterview
Kreative Ideen gehören zum Alltag von Medienschaffenden – rechtliche Risiken leider auch. Ob Grafikdesign, Social Media oder Content Creation: Schon kleine Fehler, etwa bei Bildrechten oder Kundendaten, können teure Folgen haben. Wie sich Medienschaffende effektiv absichern und welche Besonderheiten die Media-Haftpflicht bietet, erklärt exali Experte Sajo Konakovic im Interview.
Artikelübersicht:
Welche rechtlichen Risiken gibt es für Medienschaffende?
Wie sieht die richtige Absicherung je nach Business-Größe aus?
Wie lassen sich nebenberufliche Tätigkeiten absichern?
Wie können Medienschaffende ihr Business vor Eigenschäden schützen?
Wie wichtig ist Cyber- und Datenschutzschutz für Medienschaffende?
Welche rechtlichen Risiken gibt es für Medienschaffende?
exali: Was sind die häufigsten Risiken und Schadenfälle in der Medienbranche? Gibt es etwas, das Kreative besonders unterschätzen?
Sajo Konakovic:
Ein besonders häufig unterschätztes Risiko in der Medienbranche betrifft die Bildrechte und das Urheberrecht. Viele Kreative sind sich der rechtlichen Probleme nicht immer bewusst, die mit der Nutzung von Bildern, Musik oder anderen geschützten Inhalten verbunden sind.
Oft kommen Bilder oder Werke zum Einsatz, ohne die Lizenzen zu prüfen oder die Zustimmung des Rechteinhabers einzuholen. Das kann zu teuren Abmahnungen oder sogar Klagen führen. Entscheidend ist, dass Sie sich mit den rechtlichen Grundlagen des Urheberrechts auseinandersetzen, um diese Konsequenzen zu vermeiden.
exali: Wie wirkt sich Digitalisierung auf diese Risiken aus – Stichworte: Social Media, Content Creator, Influencer, Blogging, aber auch KI und generative Tools?
Sajo Konakovic:
Die Digitalisierung hat die Risiken für Dienstleister, Agenturen und Selbständige in der Medienbranche verändert. Sichtbarkeit und Reichweite werden durch Social Media, Blogging und Influencer-Marketing immer größer. Je mehr Follower oder Aufmerksamkeit Sie haben, desto anfälliger werden Sie für rechtliche und technische Risiken.
Gerade Content Creator und Influencer sind oft mit Herausforderungen konfrontiert: Sie produzieren Inhalte in Echtzeit, ohne die rechtlichen Risiken vorhersehen zu können. Auch die Nutzung von Künstlicher Intelligenz und generativen Tools birgt Risiken, etwa durch die Erzeugung von Inhalten, die Urheberrechte verletzen oder fehlerhafte Informationen verbreiten.
Mit der Vielzahl an Medien und Kommunikationskanälen wird die digitale Sichtbarkeit immer breiter – und rechtliche Probleme werden immer wahrscheinlicher.
Wie sieht die richtige Absicherung je nach Business-Größe aus?
exali: Worauf sollten Soloselbständige (zum Beispiel in Grafik, Illustration und Webdesign) besonders achten, wenn Sie eine Berufshaftpflicht abschließen?
Sajo Konakovic:
Für Soloselbständige wie etwa Grafikerinnen oder Grafiker ist es besonders wichtig, bei der Berufshaftpflicht auf zwei Dinge zu achten: Sowohl die gesetzliche als auch die vertragliche Haftung müssen abgedeckt sein.
Gerade in kreativen Berufen können Haftungsrisiken schnell entstehen, sei es durch Urheberrechtsverletzungen, Fehler in der Ausführung oder Missverständnisse in Verträgen. Es ist auch entscheidend, dass der Versicherungsschutz flexibel ist und an die sich ändernden Bedürfnisse des Selbständigen angepasst werden kann – beispielsweise, wenn das Business wächst und Sie in Zukunft auf eine Kapitalgesellschaft umstellen.
Dieses wichtige Thema behandelt Kundenberater Sascha Pömmerl im Artikel Wie können Sie sich absichern, wenn Ihr Business wächst?
exali: Was ist für Unternehmen und Agenturen in der Medienbranche bei der Absicherung wichtig?
Sajo Konakovic:
Agenturen haben zusätzliche Risiken, die es zu berücksichtigen gilt. Je größer eine Agentur ist, desto sichtbarer wird sie, und damit steigen auch die potenziellen Haftungsrisiken. Besonders wichtig ist es, die passende Versicherungssumme zu wählen, um im Falle eines Schadens ausreichend abgesichert zu sein. In der Vermögensschadenhaftpflicht bietet die Police weltweiten Versicherungsschutz, sodass Agenturen auch bei internationalen Projekten und in verschiedenen Ländern rechtlich abgesichert sind.
Für größere Unternehmen mit Mitarbeitenden spielt der versicherte Personenkreis zudem eine zentrale Rolle. In der Berufshaftpflicht müssen nicht nur die Geschäftsführung, sondern auch alle Mitarbeitenden, vom Werkstudierenden bis zu allen Vollzeitangestellten, abgedeckt sein.
Die Police sollte so gestaltet sein, dass das Unternehmen in sämtlichen Haftungsfragen gut abgesichert ist, sowohl im Hinblick auf Fehler bei der Arbeit selbst als auch auf mögliche Schäden, die durch das Unternehmen oder die Belegschaft verursacht werden könnten.
exali: Welche Fehler machen Medienschaffende häufig bei der Auswahl einer Berufshaftpflicht?
Sajo Konakovic:
Ein häufiger Fehler, den Medienschaffende bei der Auswahl einer Berufshaftpflichtversicherung machen, ist eine falsche Einschätzung des Risikos. Dazu gehört zum Beispiel die Verwechslung von Print-on-Demand und Webshop.
In der Vermögensschadenhaftpflicht ist der Urheberrechtsschutz für grafische Arbeiten, die nicht physisch sind, abgedeckt – also wenn ein Designer ein Logo für ein T-Shirt entwirft und der Druck sowie Versand von einem Dritten übernommen wird. In diesem Fall ist die Tätigkeit in der Media-Haftpflichtversicherung abgesichert. Sobald Sie jedoch selbst den Druck und Versand übernehmen, benötigen Sie eine Webshop-Versicherung.
Wie lassen sich nebenberufliche Tätigkeiten absichern?
exali: Wie sollte der Versicherungsschutz aufgebaut sein, wenn jemand nebenberuflich tätig ist oder verschiedene Dienstleistungen bietet (zum Beispiel Grafikdesign + Social-Media-Content + Beratung)? Wird das mitversichert, oder werden Zusatzkosten fällig?
Sajo Konakovic:
exali handhabt die offene Berufsbilddeckung so, dass zahlreiche Tätigkeiten – auch bei nebenberuflicher Aktivität oder verschiedenen Rollen – ohne Zusatzkosten mitversichert sind. Diese Regelung ist in den Bedingungen festgelegt und gilt für eine Vielzahl von Tätigkeiten innerhalb des Berufsfeldes.
Sollte es dennoch Fragen oder Unsicherheiten hinsichtlich der Deckung geben, kann die Versicherungsnehmerin oder der Versicherungsnehmer jederzeit auf uns zukommen. Gerne beraten wir, um sicherzustellen, dass Sie den passenden Versicherungsschutz erhalten.
Wie können Medienschaffende ihr Business vor Eigenschäden schützen?
exali: Wie sieht der Schutz bei Eigenschäden aus? Was gilt etwa bei Datenverlust, Schadsoftware, oder wenn eigenes Equipment beschädigt wird? Ist das standardmäßig mit abgedeckt oder nur über Zusatzbausteine?
Sajo Konakovic:
Grundsätzlich bieten wir eine Haftpflichtversicherung an, die Vermögens(Dritt-)-schäden abdeckt, wie etwa den Fall, dass Schadsoftware auf das System der Kundschaft gelangt. Das passiert zum Beispiel, wenn jemand einem Kunden einen USB-Stick mit Daten übergibt und dieser beim Einstecken auf einem Laptop einen Virus auslöst.
Zudem beinhaltet unsere Police zahlreiche Bausteine, wie die Datenschutz- & Cyber-Eigenschaden-Deckung (DCD), die speziell zum Tragen kommt, wenn das eigene Business gehackt wird und Unterstützung benötigt, um den Zugang zu den Systemen wiederherzustellen. Dies ist besonders wichtig, da Cyberkriminalität zunehmend eine größere Bedrohung darstellt.
Mehr zu den speziellen Risiken für Agenturen lesen Sie hier: Businessrisiken von Agenturen: Diese Gefahren sollten Sie kennen.
Wie wichtig ist Cyber- und Datenschutzschutz für Medienschaffende?
exali: Wie beeinflusst das Thema Cyber- und Datenschutzrisiken die Anforderungen an Berufshaftpflichtversicherungen in der Medienbranche?
Sajo Konakovic:
Das Thema Cyber- und Datenschutzrisiken hat die Anforderungen an Berufshaftpflichtversicherungen erheblich verändert. Cyber-Drittschäden, die Sie zum Beispiel einem Kunden verursachen, sind in der Vermögensschadenhaftpflicht bereits standardmäßig mit abgedeckt.
Cyberangriffe lassen sich nie zu 100 Prozent ausschließen. Sollte es jedoch zu einem Schadenfall kommen, sind Sie abgesichert. Doch auch, wenn Sie keinen direkten Einfluss auf den Angriff haben und diesen nicht verhindern konnten, bleiben Sie dennoch in Haftung, wenn ein Schaden entsteht. Die Berufshaftpflicht bietet hier die notwendige Absicherung, auch wenn sich der Cyberangriff Ihrem Einfluss entzieht.

Sajo Konakovic ist Kundenberater bei exali und berät täglich Selbständige, Agenturen und Unternehmen rund um den passenden Berufshaftpflichtschutz. Durch seine langjährige Erfahrung in der Kundenbetreuung kennt er die typischen Risiken in der Medienbranche genau – von Urheberrechtsverstößen über Cyberangriffe bis hin zu Vertragsrisiken. Sein Ziel: komplexe Versicherungsfragen verständlich machen und für jeden Kunden die optimale Absicherung finden.
Vivien Gebhardt ist Onlineredakteurin bei exali. Hier erstellt sie Content zu Themen, die Selbständigen, Freiberuflern und Unternehmern unter den Nägeln brennen. Ihre Spezialgebiete sind Risiken im E-Commerce, Rechtsthemen und Schadenfälle, die bei exali versicherten Freelancern passiert sind.



