Ratenzahlung im Onlinehandel: Chancen und Risiken im Überblick
„Was du heute kannst nicht zahlen, das bezahle doch auf Raten.“ So oder ähnlich könnte ein Sprichwort zur aktuellen Lage im Onlinehandel lauten. Denn die Ratenzahlung wird bei Kunden immer beliebter, ermöglicht sie doch den Kauf von teuren Waren, ohne den Geldbeutel zu sehr zu belasten. Wir erklären, welche Möglichkeiten Onlinehändler haben, eine Ratenzahlung anzubieten, welche Vorteile sie mit sich bringt und welche Risiken sie birgt.
Ratenzahlung: So funktioniert´s
Eine Ratenzahlung ist vergleichbar mit einem Kredit. Der Kunde bekommt die Ware und zahlt den Kaufpreis dann in monatlichen Raten ab. Wie lange die Ratenzahlung dauert, wie hoch die Raten sind und ob Zinsen gezahlt werden müssen, hängt dabei vom jeweiligen Angebot ab.
Vorteile der Ratenzahlung für den Onlinehandel
Laut einer Studie des eCommerce Leitfadens und laut Angaben des Zahlungsdienstanbieters RatePay, können Onlinehändler diese positiven Entwicklungen erwarten, wenn sie Ratenzahlung anbieten:
- Eine durchschnittliche Steigerung des Warenkorbwertes um 11 Prozent
- Eine durchschnittliche Zunahme von Neukunden um 8 Prozent
- Eine durchschnittliche Umsatzsteigerung von 7 Prozent
- Eine durchschnittliche Steigerung der Kundenzufriedenheit um 7 Prozent
- Durchschnittlich 7 Prozent mehr Conversions
Wenn Kunden die Möglichkeit haben, einen Artikel flexibel in kleinen Raten zu bezahlen, kaufen sie außerdem teurere Artikel, die sie sich sonst nicht hätten leisten können. Onlinehändler verkaufen so nicht nur mehr und steigern ihren Umsatz, sondern sie können auch ihr Sortiment erweitern und hochpreisigere Artikel anbieten. Besonders beliebt ist die Ratenzahlung bei Möbeln und Elektronikartikeln.
Mit der Ratenzahlung bieten Sie als Onlinehändler Ihren Kunden eine weitere Bezahlmöglichkeit an. Dadurch steigt die Kundenzufriedenheit und die Abbruchquote beim Bestellprozess sinkt. Da nicht alle Onlineshops eine Ratenzahlung anbieten, heben Sie sich dadurch außerdem von der Konkurrenz ab und können dadurch neue Kunden gewinnen. Je flexibler Sie auf die Bedürfnisse Ihrer Kunden eingehen, desto höher ist die Conversionrate. Wie wäre es zum Beispiel mit flexiblen Laufzeiten, anpassbaren Monatsraten oder der Möglichkeit einer Ratenpause oder kostenlosen Sondertilgungen? Je flexibler die Ratenzahlung, desto zufriedener ist Ihr Kunde.
Tipp:
Wenn Sie sich entschließen, eine Ratenzahlung anzubieten, sollten Sie Ihren Kunden bereits auf der Artikelseite zeigen, mit welcher monatlichen Rate der Kunde das Produkt kaufen kann. Im Checkout-Prozess können Sie die Möglichkeit der Ratenzahlung noch einmal hervorheben und auf Aktionen wie eine Null-Prozent-Finanzierung aufmerksam machen.
So können Sie in Ihrem Onlineshop Ratenzahlung anbieten
Wenn Sie eine Ratenzahlung in Ihrem Onlineshop anbieten möchten, gibt es dafür mehrere Optionen:
Ratenzahlung in Eigenregie
Sie können die Ratenzahlung mit Ihrem Kunden direkt abwickeln. Ob Sie dafür eine Gebühr verlangen oder nicht, bleibt Ihnen überlassen. Der Vorteil dieser Variante ist, dass Sie den gesamten Kaufprozess, also Kauf, Lieferung und Bezahlung, in der eigenen Hand haben und Sie direkt mit Ihrem Kunden kommunizieren. Diese Option ist im Onlinehandel jedoch unüblich, denn sie bringt erhebliche Nachteile mit sich: Neben dem Organisationsaufwand tragen Sie als Onlinehändler auch das volle Risiko für Zahlungsausfälle.
Ratenzahlung über externe Dienstleister
Weitaus verbreiteter ist die Abwicklung von Ratenzahlungen über externe Dienstleister. Dabei können Sie selbst entscheiden, ob Sie die Ratenzahlung über ein Plugin oder über das Payment-Modul des bestehenden Payment-Service-Providers (PSP) in Ihren Onlineshop integrieren, oder ob Sie mit einer Bank oder einem Factoring-Unternehmen zusammenarbeiten.
Plugin:
Wenn Sie Ihren Shop über einen Anbieter wie plentymarkets, Shopware oder Gambio betreiben, dann können Sie einzelne Bezahlmethoden (zum Beispiel PayPal) ganz einfach als Plugin in Ihren Shop integrieren. Auf diese Weise können Sie Ihren Kunden auch bequem eine Ratenzahlung anbieten. Gängige Plugins für die Ratenzahlung gibt es beispielsweise von PayPal oder Ratepay.
Payment-Service-Provider:
Payment-Service-Provider (PSP) dienen als Schnittstelle zwischen Ihrem Shop und dem Kunden. Der PSP integriert verschiedene Zahlungsmittel in den Webshop und verwaltet diese. Eine Vielzahl an Zahlungsmöglichkeiten kann bequem an- und abgewählt werden. Statt mit jedem Anbieter einer Bezahlmethode einzeln zu verhandeln, müssen Sie als Shopbetreiber nur noch mit dem PSP zusammenarbeiten. Hier finden Sie eine Übersicht von Payment-Service-Providern.
Factoring Unternehmen:
Beim Factoring können Sie als Händler offene Forderungen an ein Factoring-Unternehmen verkaufen. So geht das Risiko des Zahlungsausfalls auf das Factoring-Unternehmen über und dieses versucht den offenen Betrag vom Kunden zurückzubekommen, ähnlich wie bei einem Inkasso-Unternehmen.
Ratenzahlung über die Bank:
Sie können Ihren Kunden auch eine Ratenzahlung in Zusammenarbeit mit einer Bank anbieten. Der Kunde stellt hierbei bei der Bank einen Kreditantrag und die Bank zahlt den Kaufpreis an den Händler aus. Der Kunde bezahlt den Kaufpreis inklusive Zinsen in monatlichen Raten an die Bank zurück. Einige Banken bieten den Ratenkredit als Paymentlösung für Onlineshops an, zum Beispiel Santander oder easyCredit.
Die Antragsverfahren der Ratenzahlung
Wird eine Ratenzahlung über eine Bank abgewickelt, dann handelt es sich meist um einen Ratenkredit oder Konsumkredit. Und wenn Sie schon einmal einen Kredit beantragt haben, dann wissen Sie auch, wie langwierig und umfangreich so ein Antragsprozess aussehen kann. Im Onlinehandel gibt es zwei Möglichkeiten einen Antrag zu stellen.
1. Onlineantrag mit Sofortzusage
Der Kunde kann sämtliche Daten online im Bestellprozess angeben. Die Risiko- und Identitätsprüfung erfolgt sofort und nach einer Zusage wird der Betrag schnell an den Händler ausgezahlt und die Ware an den Kunden versendet.
2. Onlineantrag mit schriftlichem Antragsverfahren
Ein Teil der Informationen wird hier online eingegeben. Wird nach einer oberflächlichen Prüfung eine Zusage erteilt, so muss der Kunde bei der Post ein durchführen, um die Identität zu bestätigen. Anschließend prüft die Bank den Antrag nochmals und erteilt entweder die Zusage oder sie lehnt den Antrag ab. Der gesamte Prozess kann einige Tage in Anspruch nehmen.
Ratenzahlung im Onlinehandel: Nachteile und Risiken für Onlinehändler
Neben den Vorteilen und Chancen, die es Onlinehändlern bringen kann, wenn Sie eine Ratenzahlung anbieten, gibt es auch einige Risiken zu bedenken.
Risiko des Zahlungsausfalls und Liquiditätsproblem
Wenn Sie sich dazu entschließen, Ihren Kunden selbst eine Ratenzahlung anzubieten, dann tragen Sie auch das volle Risiko, sollte der Kunde am Ende doch nicht bezahlen. Wenn Sie dann an Ihr Geld kommen wollen, dann müssen Sie sich mit dem zahlungsunwilligen Kunden herumschlagen. Eine Ratenzahlung in Eigenregie bedeutet auch einen hohen organisatorischen Aufwand, denn Sie müssen vorab die Risikoprüfung selbst durchführen und sämtliche Zahlungseingänge der Kunden prüfen. Wenn viele Kunden die Frist für die Zahlung bis zum Schluss ausreizen, kann es sein, dass Sie als Händler Liquiditätsprobleme bekommen, wenn Sie selbst zu bestimmten Zeitpunkten Zahlungsverpflichtungen nachkommen müssen.
Risiko Dienstleister und Datenschutz
Wenn Sie ihren Zahlungsverkehr über einen Dienstleister (zum Beispiel PSP) abwickeln, dann können Sie so das Risiko des Zahlungsausfalls an Dritte abgeben, sollten aber darauf achten, dass diese die Datenschutzregelungen einhalten. Gemäß DSGVO müssen Sie mit Ihrem Dienstleister einen Vertrag zur Auftragsdatenverarbeitung schließen. Es besteht Abmahngefahr! Und Achtung: Als Auftraggeber dürfen Sie sich nicht darauf verlassen, dass sich der Dienstleister um den Datenschutz kümmert, Sie bleiben weiterhin der Hauptverantwortliche.
Achten Sie bei der Wahl Ihres Anbieters für Ratenzahlungen auf einen schnellen und einfachen Antragsprozess. Je weniger Informationen der Kunde eingeben muss und je schneller und unkomplizierter die Prüfung und Zusage erfolgt, desto angenehmer ist der gesamte Prozess für den Kunden. Komplizierte und unübersichtliche Anträge können den Kunden verunsichern und zu Abbrüchen bei der Bestellung führen.
Risiko im Checkout-Prozess
Beim Checkout-Prozess müssen Sie Ihrem Kunden klar und verständlich auflisten, wer letztlich die Ratenzahlung abwickelt, also ob Sie die Finanzierung über eine Bank oder einen Zahlungsdienst laufen lassen. Entscheidet sich der Kunde für eine Ratenzahlung, dann muss für ihn ersichtlich sein, wie hoch die monatliche Rate ist, die Länge der Laufzeit, zu welchem Zinssatz die Ratenzahlung angeboten wird und wie hoch der Endpreis ist. Die genauen Vorgaben können Sie in der Preisangabenverordnung (PAngV) §6 und §6a nachlesen. Bei Verstößen gegen die PAngV drohen Abmahnungen!
Webshop-Versicherung: Ihr Onlineshop in guten Händen
Eine Ratenzahlung bietet für Onlinehändler also einige Chancen, jedoch auch Risiken und Nachteile. Deshalb sollten Sie diese erst gründlich abwägen und dann entscheiden, ob Sie diese Zahlungsmöglichkeit in Ihrem Onlineshop anbieten möchten. Zu einem guten Risikomanagement im eCommerce gehört außerdem eine gute Absicherung.

Mit der Webshop-Versicherung über exali.de ist Ihr Onlineshop bestens abgesichert, beispielsweise bei Rechtsverletzungen (zum Beispiel gegen das Marken- und Urheberrecht), Cyber-Attacken oder DSGVO-Verstößen. Mit dem optionalen Zusatzbaustein Vertrauensschaden & Betrug können Sie Ihren Webshop gegen finanzielle Schäden absichern, die Ihnen unter anderem durch betrügerisches Verhalten von Kunden bei der Zahlungsabwicklung entstehen (beispielsweise Kreditkartenbetrug eines Kunden). Weitere Zusatzbausteine können Sie flexibel zu Ihrer Versicherung hinzuwählen.
Sie haben Fragen? Dann zögern Sie nicht und rufen Sie uns gerne an. Bei exali.de gibt es keine Telefonwarteschleife und kein Callcenter. Ihr persönlicher Ansprechpartner ist gerne für Sie da!
© Jan Mörgenthaler – exali AG

Jan Mörgenthaler hat seit 2017 viel mit Freiberuflern und Freiberuflerinnen in verschiedenen TV-Formaten gearbeitet. Er steht regelmäßig vor und hinter der Kamera, kümmerte sich ehrenamtlich um das Marketing eines Gaming Vereins und weiß aufgrund dieser Erfahrungen genau, welche Themen Freelancer:innen umtreiben.
Wenn er bei exali Artikel beisteuert, drehen sich diese meist um IT- und Cyberrisiken.